Wie entsteht Endometriose?
Eine vollständige Erklärung für die Entstehung der Endometriose gibt es bis heute nicht. Es existieren mehrere Theorien, die hier im Einzelnen erläutert werden:
Bei der Transplantationstheorie werden Endometriumzellen durch die normale Regelblutung rückwärts durch die Eileiter in die Bauchhöhle gespült, wo sie sich ansiedeln und weiterwachsen können. Dann finden sich die Endometrioseherde meist tief im kleinen Becken, um den Darm oder die Eileiter herum. Oder die Zellen wandern in die Muskulatur der Gebärmutter, dann spricht man von einer endometriosis interna. Auch bei Operationen, z.b. meist bei einem Kaiserschnitt, können die Gebärmutterschleimhautzellen in die Bauchdecke gelangen und dort weiterwachsen. Ein weiterer Weg ist die Verschleppung von Endometriumzellen über Blut- und Lymphwege in weiter entfernt Organe, z.B. Lunge oder Nabel. Bei einem Ultraschall während einer normalen Regelblutung findet sich sehr häufig Blut im kleinen Becken. Warum es aber bei einigen Frauen zur Ausbildung von Endometriose kommt, bei anderen nicht, kann diese Theorie nicht erklären.
Die Metaplasietheorie besagt, dass Zellen, die in der Embryonalzeit die Bauchhöhle auskleiden, die Fähigkeit besitzen können, sich in eine andere Zellart umzuwandeln, in diesem Fall in endometriumähnliche Zellen.
Nach der Archimetra- oder Tissue Injury and Repair Theorie (TIAR) beruht die Entstehung der Endometriose auf einer gestörten Funktion der Zellschicht zwischen innerer Gebärmutterschleimhautschicht und Muskulatur. Bei der Menstruation kommt es zu größeren Scherkräften in der Muskulatur und damit zu Mikroverletzungen dieser Schicht. Im Zuge der Wundheilungsvorgänge kommt es dann zu einer Aktivierung von Stammzellen. Stammzellen besitzen die Eigenschaft, sich in jede Gewebezelle des Körpers umwandeln zu können. In diesem Fall wandern dann die aktivierten Stammzellen in die Muskulatur oder den Bauchraum und wandeln sich zu zum Teil in Endometriose ähnliche Zellen um.
Kinderwunsch und Endometriose
In der heutigen Zeit wird der Kinderwunsch durch veränderte Lebensplanungen der Frau immer weiter nach hinten geschoben. Die erste Regelblutung tritt in Deutschland im Durchschnitt mit 12,5 Jahren auf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt das durchschnittliche Lebensalter einer Frau bei der Geburt des ersten Kindes in Deutschland bei 31,7 Jahren. So vergehen zwischen der ersten Regel und der ersten Schwangerschaft nicht selten mehr als 20 Jahre. Das heißt, diese Frauen haben dann schon mehr als 200-mal geblutet. Das Risiko, eine Endometriose zu entwickeln, steigt mit zunehmender Anzahl stattgefundener Regelblutungen. Auch die damit verbundenen Veränderungen durch Wachstum eventuell vorhandener Endometrioseherde, wie Verklebungen an Eileitern, Eierstöcken und Darmschlingen, nehmen zu.
Viele betroffene Frauen werden nach einigen Jahren mit unerfülltem Kinderwunsch in einer Kinderwunschpraxis oder einem -zentrum vorstellig. Im Zuge der Diagnostik wird dann häufig eine Bauchspiegelung durchgeführt. Dabei findet man in ca 20-50 % eine Endometriose. Die Möglichkeit, bei einer diagnostizierten Endometriose normal schwanger zu werden, kann nur durch eine Operation gesteigert werden. Bei diesen aufwendigen Operationen, die heute fast alle in spezialisierten Zentren laparoskopisch, d.h. durch eine Bauchspiegelung durchgeführt werden, können Verwachsungen gelöst, Endometrioseherde verödet und verklebte Eileiter unter Umständen wieder durchgängig gemacht werden. Medikamente helfen hier leider nicht.
Umso wichtiger ist hier wieder die Früherkennung dieser Erkrankung. Wenn einige Symptome bei jungen Frauen Hinweise auf eine Endometriose liefern, sollten die betroffenen Frauen und ihre behandelnden Ärzte an Endometriose denken und frühzeitig eine entsprechende Therapie einleiten, um die Fruchtbarkeit zu erhalten. Die Diagnostik wird heute mehr und mehr auf den konservativen, d.h. nicht operativen Ansatz gelegt. Bei entsprechendem Verdacht kann ein MRT oder eine gezielte Untersuchung des gesamten kleinen Beckens von vaginal oder auch von rektal, sowie eine gezielte urologische Untersuchung ausreichende Gewissheit über die Diagnose verschaffen, ohne dass operiert werden muss.
Kann Endometriose auch ohne Operation behandelt werden?
Wenn frühzeitig der Verdacht auf eine Endometriose besteht, kann eine sinnvolle Behandlung eigentlich nur in einer hormonellen Behandlung bestehen. Wir wissen, dass jede Regelblutung diese gutartigen Endometrioseherde wachsen und vermehren lassen kann. Die hormonelle Behandlung zielt darauf ab, den regelmäßigen Zyklus komplett zu unterdrücken und ein Fortschreiten zu stoppen. Das gelingt am besten mit einer reinen Gelbkörper-hormon-Therapie oder einer kombinierten Anti-Baby-Pille.
Letztendlich entscheidet aber jede betroffene Frau selbst, welche Therapie für sie in Frage kommt. Bei der Schmerzbekämpfung hinsichtlich der Regelschmerzen, welches noch immer das Leitsymptom für die Endometriose ist, ist eine Hormontherapie noch immer der Goldstandard. Bei einer Kontraindikation oder Unverträglichkeit sollten dann die betroffenen Frauen auch über alternative Methoden der Behandlung wie entsprechende Schmerzmedikation, entzündungsreduzierende Ernährung, Entspannungsmethoden zur Schmerzreduzierung oder besonders auch die Möglichkeiten der TENS-Therapie beraten werden.